Mit bloßen Händen graben die Helfer in Indonesien nach Überlebenden der Tsunami-Katastrophe.
Es fehlt an fast allem. Das riesige Land bittet jetzt um internationale Hilfe. In Belgien bereitet sich das B-Fast-Team auf einen Einsatz vor. Die Zahl der Todesopfer steigt.
Indonesien hat nach der Tsunami-Katastrophe mit vielen Hundert Toten um internationale Hilfe gebeten. Bei den Rettungsarbeiten auf der Insel Sulawesi graben die Helfer zum Teil mit bloßen Händen, weil es an Gerät fehlt. Die Zeit, um in den Trümmern von eingestürzten oder weggeschwemmten Häusern noch Überlebende zu finden, wird immer knapper. Zudem gelangten die Einsatzkräfte erst nach und nach in die Gebiete, in denen die Serie von Erdbeben am Freitag besonders schlimm war.
In dem Katastrophengebiet fehlt es an den wichtigsten Dingen.
Nach der jüngsten offiziellen Zwischenbilanz von Montag kamen auf Indonesiens viertgrößter Insel mindestens 844 Menschen ums Leben. Dabei handelt es sich nach Angaben des Katastrophenschutzes allerdings nur um Todesopfer, die bereits identifiziert wurden.
Bei vielen Toten gelang dies noch nicht. Zudem wird befürchtet, dass in entlegeneren Gebieten viele Opfer noch nicht einmal entdeckt sind. Die Regierung fürchtet, dass die Zahl letztlich in die Tausende geht.
Die indonesische Hilfsorganisation Aksi Cepat Tanggap geht von mindestens 1.200 Toten aus. Ob darunter auch Ausländer sind, ist bislang nicht bekannt.
In dem Katastrophengebiet fehlt es an den wichtigsten Dingen. Der Leiter der staatlichen Suchtrupps in der Stadt Palu, Nugroho Budi Wiryanto, klagte: „Es gibt kaum schweres Gerät und praktisch keinen Treibstoff. Das macht uns die Rettung von Opfern sehr schwer.“ Zudem gibt es vielerorts immer noch keinen Strom. Inzwischen wurde mit der Aushebung von Massengräbern begonnen, um die Toten möglichst schnell unter die Erde zu bringen.
Angesichts der katastrophalen Zustände bat der Präsident des 260-Millionen-Einwohner-Landes, Joko Widodo, das Ausland um Unterstützung. Zuvor hatten schon zahlreiche Staaten und internationale Organisationen Hilfsangebote gemacht, auch die Europäische Union.
Am Montagmorgen gab eine Sprecherin von Premierminister Charles Michel (MR) bekannt, dass sich das belgische B-Fast-Team zu einer Lagebesprechung versammelt habe. Belgien sei bereit, die gut ausgebildeten Helfer dieser Einsatztruppe in das indonesische Krisengebiet zu entsenden. Der Flughafen von Palu ist mittlerweile wieder geöffnet. Allerdings können dort längst nicht alle erforderlichen Maschinen landen.
Zugleich wehrten sich die indonesischen Behörden gegen Kritik am Warnsystem. Die Leiterin der zuständigen Agentur für Meteorologie, Klima und Geophysik (BMKG) rechtfertigte die Entscheidung, die Tsunami-Warnung am Freitagabend nach einer halben Stunde wieder aufzuheben. Behördenchefin Dwirkorita Karnawati sagte der Zeitung „Jakarta Post“: „Der Strand von Palu wurde in der Dämmerung von drei Wellen erfasst. Das hat zweieinhalb Minuten gedauert.“ Die Tsunami-Warnung sei erst danach aufgehoben worden.
Indonesien liegt auf dem Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Für die mehr als 260 Millionen Einwohner sind Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche keine neue Erfahrung. Beim Mega-Tsunami an Weihnachten 2004 starben dort mehr als 160.000 Menschen, so viele wie in keinem anderen Land der Region. Insgesamt kamen damals in den östlichen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans etwa 230.000 Menschen ums Leben. Derweil gibt es aus vielen Regionen der Welt inzwischen Spendenaufrufe. In Belgien haben das Kinderhilfswerk Unicef, das Rote Kreuz und das Konsortium 1212 zu Spenden für die Betroffenen in Indonesien aufgerufen. Die Europäische Kommission teilte mit, dass sie 1,5 Millionen Euro für die humanitäre Hilfe in dem Katastrophengebiet bereitstellen werde.
Spenden können in Belgien auf folgende Konten überwiesen werden: Rotes Kreuz BE72-00000000-1616 mit der Mitteilung „Urgence Indonésie“; Unicef Belgien: BE31-000000005555; Konsortium 1212: BE19 0000 0000 1212 . (um/dpa)
Quelle: Grenz Echo